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Ziele und Aufgaben


Dieses unkonventionelle Projekt zielt darauf ab, indigenes Wissen und die Methodik der Spurensuche zu einem integralen Bestandteil der archäologischen Feldforschung zu machen.  Die im Feld gesammelten Daten (mit GPS aufgezeichnete Spuren, Daten zur Geschwindigkeit und zum Kalorienverbrauch sowie qualitative Informationen zur Entscheidungsfindung) werden verwendet, um einzigartige Einblicke in den Wegfindungsprozess sowie in die physischen Einschränkungen der menschlichen Mobilität bei der Jagd zu erhalten. Diese wiederum werden genutzt, um theoretische und rechnerische Modelle der Mobilität von Jägern und Sammlern zu erstellen, die das Potenzial haben, unser Verständnis der Wechselwirkungen zwischen Mensch und Umwelt während der Vorgeschichte zu verbessern und aussagekräftige Interpretationen der räumlichen Eigenschaften und der Nutzung archäologischer Stätten (z.B. von Felskunststätten) zu liefern:

  1. Wie eng sind bestehende mathematische Modelle über die Bewegungsmuster von Fußgängern, insbesondere diejenigen, die für die Berechnung der kostengünstigsten Wege verwendet werden, mit realen Bewegungsmustern zeitgenössischer Jäer-Sammler, wie z.B. der San im südlichen Afrika, verknüpft? Könnten reale Mobilitätsmuster die Standardalgorithmen[1][2], die zur Modellierung der Bewegungen von prähistorischen Jäger-Sammlern verwendet werden, validieren oder verbessern?

  2. Kann die Hypothese, dass die Mobilitätsmuster, die bei der traditionellen Jagd entstehen Lévy walks entsprechen[3][4], unterstützt (oder verworfen) werden?

  3. Wie ist die Beziehung zwischen archäologischen Stätten (insbesondere Felskunststätten) und den tatsächlichen Bewegungsbahnen der mobilen Jäger? Könnte die Wahl des Standorts der Stätte durch die menschliche Mobilität während der traditionellen Jagdpraktiken erklärt werden?

  4. Wie reichhaltig, wie zeitgebunden und wie kulturspezifisch ist der Entscheidungsprozess, der die Wahl der Wege sowie die Änderung der Richtung und/oder die Beendigung einer Jagd beeinflusst? Könnten kulturelle/ideologische Faktoren (z.B. Furcht vor übernatürlichen Mächten, Tabus, verbotene Orte usw.) bei der Wegfindung eine Rolle spielen und inwieweit beeinflussen sie die Mobilität der Jäger?

  5. Inwieweit beeinflussen vorhandene Tierpfade (besonders sichtbar und persistent in den weiten felsigen Bereichen des Untersuchungsgebietes) und visuell hervorstehende topographische Merkmale die Entscheidungen über die Bewegungsrichtung bei der Jagd? Könnten Tierpfade als empirischer Nachweis für die Validierung von LCP-Berechnungen zur Modellierung von Tierbewegungen herangezogen werden?

Wir gehen davon aus, dass die im Projekt gesammelten Daten und die vorgeschlagenen Berechnungsmodelle neue Erkenntnisse über die Mobilität von Jägern und Sammlern in Afrika und darüber hinaus liefern und die Entwicklung von Berechnungsansätzen fördern werden, die besser auf die Bedürfnisse der Archäologie und insbesondere der Jäger- und Sammlerforschung zugeschnitten sind. Wir erwarten daher, dass die Ergebnisse des Projekts für eine internationale Forschungsgemeinschaft von Bedeutung sein werden. Darüber hinaus gehen wir davon aus, dass die ungewöhnlichen und einzigartigen Datensätze über eine verblassende Kunst (d.h. die Jagd mit traditionellen Mitteln), die auf dem Feld gesammelt werden, eine Reihe weiterer Nutzungen und Auswirkungen haben werden, die über die dreijährige Laufzeit dieses Projekts hinausgehen. So können sie beispielsweise dazu verwendet werden, innovative Ansätze zur agentenbasierten Modellierung der Mobilität von Jägern und Sammlern zu informieren und die Interpretation künftiger archäologischer Funde, die im Untersuchungsgebiet entdeckt werden, zu unterstützen.

 

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Literatur

  1. Campbell, M.J., Dennison, P.E., Butler, B.W., Page, W.G., 2019. Using crowdsourced fitness tracker data to model the relationship between slope and travel rates. Applied Geography 106, 93–107. DOI: 10.1016/j.apgeog.2019.03.008.
  2. Irmischer, I.J., Clarke, K.C., 2018. Measuring and modeling the speed of human navigation. Cartography and Geographic Information Science 45, 177--186. DOI: 10.1080/15230406.2017.1292150
  3. Brown, C.T., Liebovitch, L.S., Glendon, R., 2007. Lévy Flights in Dobe Ju/’hoansi Foraging Patterns. Human Ecology 35, 129–138. DOI: 10.1007/s10745-006-9083-4
  4. Raichlen, D.A., Wood, B.M., Gordon, A.D., Mabulla, A.Z.P., Marlowe, F.W., Pontzer, H., 2014. Evidence of Lévy walk foraging patterns in human hunter–gatherers. Proceedings of the National Academy of Sciences 111, 728–733. DOI: 10.1073/pnas.1318616111.
     
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